
Claus Obalski liest Ludwig Thoma
Ludwig Thoma ist wohl der bekannteste bayerische Autor des 20. Jahrhunderts, der es verstand, seinen Zeitgenossen genau aufs Maul zu schauen und sie sprachlich treffsicher und drastisch zu charakterisieren. Dass eine längst verschwundene Welt von Bauern und Kleinbürgern aus dem alten Bayern wieder zum Vergnügen des Publikums zum Leben erweckt wurde, verdanken wir dem Münchner Schauspieler Claus Obalski, der in der Reihe „Literatur erleben“ am 3. Dezember 2014 für eine Lesung von Thoma-Texten gewonnen werden konnte. Wieder konnte die Reaktion der „Weilheimer Hefte“ ihr Ziel, mit dieser Reihe Literatur durch „Profis“ lebendig werden zu lassen, voll erreichen. Nach einer launigen Begrüßung durch Marcus Schiefer, der gekonnt durch das Programm führte, begann Obalski gleich mit einem „Knüller“, der Geschichte „Besserung“ aus den „Lausbubengeschichten“, die vor allem das junge Publikum ansprach. Dabei sollte man, so Obalski, ja nicht nachmachen, was der Schüler Ludwig und sein Freund auf dem Heimweg im Zug so treiben: Sie provozieren das mit Bürgern aller Schichten vollbesetzte Abteil, indem sie Zigarren rauchen, Bier trinken und sich schließlich, wegen des ungewohnten Genusses, übergeben müssen. Gott sei Dank ist es heute wie damals so, dass man „keinen mehr auf den Kopf hauen darf“, wie der Lehrer im Abteil mehrmals beklagt. Die nächste Geschichte, „Der Hofbauer“, stammt aus den Erfahrungen Thomas aus seiner Zeit als Anwalt in Dachau, der hauptsächlich die Bauern der Gegend bei ihren oft derben Auseinandersetzungen vertrat. „Auf der Elektrischen“ ist ein vergnügliches Stück, das älteren Zuschauern durch den Schauspieler Adolf Gondrell bekannt ist, von Obalski jedoch ebenso gekonnt gelesen wurde. „Das Begräbnis“ zeigt das genau beobachtete Verhalten von Freunden und Bekannten bei einem plötzlichen Trauerfall. Toll, wie Obalski einmal die bierschwere Stimme eines Stammtischbruders nachmacht, der sich am Trauerzug an die zurückliegenden Besäufnisse erinnert, ein anderes Mal die verlogenen Floskeln der Nachbarin, die die Gardarobe der trauernden Witwe neiderfüllt taxiert. In „Die Probier“ schildert Thoma eine Eheanbahnung in alter Zeit, die durchaus pragmatisch sowohl bei den Alten als auch bei den Jungen ablief. „Der Postsekretär im Himmel“ ist eine längere Version des bekannteren Stücks „Der Münchner im Himmel“. Der Höhepunkt der Lesung war wohl die Erzählung „Der Christabend“, in der am Heiligen Abend die drei für damalige Verhältnisse schon etwas angejahrten Töchter eines höheren Beamten verkuppelt werden sollen. Die streitlustigen Damen gehen jedoch leer aus. Obalski gelang es wunderbar, jede einzelne Figur vortrefflich darzustellen, dabei den Dialekt perfekt zu beherrschen, so dass dessen Kraft und Fülle für alle spürbar wurde. Auch seine kluge Textauswahl aus dem reichhaltigen Werk Thomas trug zum großen Erfolg dieses Abends bei. Sehr gut passte es, dass ein Quartett von Schülerinnen, die Geschwister Sendl und Brennauer, mit ihrer Saitenmusik die Lesung gelungen umrahmte. Zum Schluss wurde noch die Siegerin des Vorlesewettbewerbs der sechsten Klassen, Nicole Heigl, auf die Bühne geholt, um ihr ein signiertes Buch als Preis für ihre Vorlesekunst zu überreichen. Das Fazit also: ein vergnüglicher und kurzweiliger Abend, der allen Beteiligten großen Spaß gemacht hat! (Maria Kachl-Gleißner)
Literatur erleben – diesmal Ludwig Thoma
Zur dritten Veranstaltung der Reihe „Literatur erleben“ durften wir vergangene Woche am Mittwochabend Claus Obalski zu einem Ludwig Thoma-Abend begrüßen. Der Münchner Schauspieler las uns – meist in bayerischer Mundart – unterhaltsame und leicht zu verstehende Geschichten Thomas vor, von bekannten wie den „Lausbubengeschichten“ bis zu weniger bekannten, aber nicht minder humorvollen über ländliche Partnerwahl, rauflustige Bauern und ein Begräbnis. Am Ende des für Jung und Alt geeigneten, sehr kurzweiligen Abends bekam aber nicht nur Herrn Obalskis perfekter Vortrag großen Applaus, sondern auch das aus vier Schülerinnen bestehende Volksmusikquartett, das uns zwischen den einzelnen Geschichten mit adventlichen Harfen-, Zither- und Hackbrettklängen auf Weihnachten einstimmte. (Julia Hirschauer 8a)